Ostern in Málaga

Ostern in Málaga

Ostern in Málaga

Überall stehen Tribünen, Stühle und Absperrungen und überall diese schwarzen Wachstropfen auf dem Boden… – was ist in Málaga schon wieder geboten?

Letzte Woche war die Semana Santa, oder auf Deutsch die heilige Woche – Ostern.

Ostern ist ein christliches Fest, das eine große Bedeutung trägt. Es gedenkt der Auferstehung Jesu Christi und und wird als Fest der Hoffung bezeichnet. Das Osterfest in Spanien ist sehr groß und wird mit Prozessionen, Umzüge durch die Stadt, gefeiert – und das die ganze Woche vom 14.04.2019 bis zum 21.04.2019. Am Palmsonntag (Domingo de Ramos) beginnen die Festivitäten, die ein one-in-a-lifetime event sind, und sie enden mit dem Ostersonntag (Domingo de Resurrección). Andalusien, vor allem Málaga und Sevilla, haben die meisten, größten und spektakulärsten Umzüge in Spanien. Dieses Fest einmal zu sehen und diese Stimmung mitzuerleben ist etwas ganz besonderes. Schon in den Wochen vorher wird fleißig dafür geprobt und es finden Testumzüge statt, dass dann alles genau so klappt, wie es soll.  Die Menschen bereiten in der Woche zuvor schon alles vor und kaufen für die Prozessionen ein. Ebenfalls kann man schon ein paar Throne sehen, da die Türen der Bruderschaftshäuser geöffnet werden. Man kann beobachten, wie die Häuser hergerrichtet und geputzt werden und die Throne für den großen Tag poliert werden.

In der Osterwoche geht es dann endlich los und die Prozessionen beginnen. Bis man es einmal live gesehen hat, kann man es gar nicht glauben, wie groß die Prozessionen sind und wie viele Menschen dort hinkommen, um die Umzüge zu sehen und die Throne zu bestaunen. In der ganzen Osterwoche werden die Throne mit Jesus Christus und Maria durch die Stadt getragen und geehrt. Diese Throne stammen von den verschiedenen Bruderschaften (Cafradías), welche die Prozessionen organisieren. Die Throne verlassen das Haus der Bruderschaft (Casa Hermanad) und werden von Menschen begleitet, die Capuchones (Spitzhauben) anhaben und große Kerzen, dessen Wachs auf den Boden tropft, in der Hand halten. Die Menschen tragen die Spitzhauben, um die Anonymität zu bewahren. Dies stammt aus früheren Zeiten, da die Personen ‚Büßer’ waren und somit nicht erkannt werden wollten. Dies wurde aus historischen Gründen bis heute so beibehalten. Außerdem laufen Musikkapellen und Trommelgruppen bei diesen Umzügen mit. Manchmal hört man den Gesang von saetas, einer typischen spanischen religiösen Musik, die Einflüsse vom Flamenco enthält. Am Ende der Prozession kommt der Umzug wieder zurück zum Casa de Hermanad. Die Ankunft wird riesig von den Mitgliedern der Bruderschaft und vielen anderen begeisterten Zuschauern gefeiert. Da sehr langsam gelaufen wird und zwischendurch immer ein Stop gemacht wird, dauern die Prozessionen mehrere Stunden. Alle hoffen, dass es zu dieser Zeit nicht das Regnen anfängt, da die Throne sehr wertvoll sind und nicht beschädigt werden sollten.

In Málaga finden in der Osterwoche 45 Prozessionen der verschiedenen Bruderschaften statt. Die größten und bekanntesten Umzüge finden am Gründonnerstag und Karfreitag, welches in Spanien Feiertage sind, statt. In Málaga gibt es sogar eine Semana Santa App, in welcher man nachschauen kann, wann welcher Umzug ist – und wenn er schon stattfindet – wo sich die Throne gerade aufhalten. Die App enhält Informationen über die Geschichte der Bruderschaften und der Umzüge, sowie die Route und den aktuellen Aufenthaltsort. Die App ist nicht nur hilfreich, wenn man die Prozession sehen will, sondern auch wenn man sie umgehen will. Da Teile der Stadt abgesperrt werden wenn ein Thron vorbeikommt und der Umzug von einer riesen Menschenmasse begleitet wird, ist es of sehr kompliziert, dort hinzukommen, wo man hinwill. Ein falscher Weg und schon ist man in der Mitte mehrerer Umzüge gefangen und kommt erstmal nicht mehr voran.

Man kann Sitzplätze mieten, um die Prozessionen zu sehen. Dies kostet für eine Woch ca. 60 €. Außerdem kann man einen Balkon mieten, was dann aber um einiges teurer wird. In der Calle Calletería befindet sich die Tribuna de los Pobres, die den Namen Tribüne der Armen trägt, da sie kostenlose Sitzplätze hat. Man muss aber nichts zwangsläufig einen Sitz buchen, um die Prozessionen zu sehen, sondern man kann sie auch einfach vom Straßenrand beobachten.

Es ist sehr zu empfehelen, sich zumindest eine Prozession anzusehen, da es auch für nicht-christen sehr interessant sein kann. Die Stimmung ist eine ganz besondere und die Throne sind wunderschön und beeindruckend.

Man bekommt zwar vorher gesagt, was für eine große Rolle Ostern hier spielt und wie es hier gefeiert wird, aber so genau kann man es sich dann doch nicht vorstellen. Es ist wahnsinnig beeindruckend. Selbst, wenn man eigentlich auf dem Heimweg ist und ausversehen in eine Prozession kommt, muss man zumindest kurz stehenbleiben und das ganze Ambiente und die Stimmung mitnehmen.

Es ist sehr empfehlenswert, Ostern in Spanien zu verbringen und dieses Spektakel einmal zu sehen. Diese Stimmung wird man definitiv nicht so schnell vergessen!